Monatsbetrachtung September 2017

Das Erntejahr 2017 ist vorüber und rückblickend darf gesagt werden das, dass Abräumen der Wirtschaftsvölker noch einmal einen gehörigen „Batzen“ Honig in die Gläser brachte.

So geht das heurige Erntejahr als ein überdurchschnittliches und gutes Waldtrachtjahr in die Geschichte ein. Die „Melizitoseproblematik“ hielt sich weitgehend in Grenzen. Auch die „Schwärmerei“ war heuer kein großes Thema.

Aktuell blühen einige Neophyten wie die kanadische Goldrute oder etwa das (indische) drüsige Springkraut. Bienen die vom Springkraut kommen sind am ganzen Körper und am behaarten Rücken dick mit hellgrauen Pollen bepudert! Nach dem Blütenbesuch sehen Sammlerinnen aus wie „Glühwürmchen“.

Abb.: Biene beim verlassen einer Blüte des drüsigen Springkrautes

Der August und auch der September sind in der Regel eine trachtlose Zeit. Die Arbeit an den Völkern kann leicht Räuberei auslösen. Deshalb gilt es, die anstehenden Arbeiten so durchzuführen, dass keine Räuberei ausbricht: Nur kurze und wirklich nötige Eingriffe, zügig und wenn möglich am Abend durchführen. Futter nur am Abend verabreichen! Fluglöcher besonders der schwächeren Völker und Ablegern klein halten und zwar auf dieser Seite wo der Ableger bzw. das Volk sitzt oder gebildet wurde (Kaltbau)! 

Die aktuellen Themen der Spätsommerpflege sind:

  • Varroabehandlung
  • Gemülldiagnose (Stockwindelkontrolle)
  • Auffütterung

Ziele der anstehenden Spätsommerpflege lenken daraufhin die Völker auf die Überwinterung vorzubereiten. Alle Völker sollen im Oktober stark genug und mit ausreichend Futter versorgt sein, sowie auf weitgehend jungem Wabenbau sitzen und eine möglichst junge Königin (Umweiselungen sind jetzt einfacher durchzuführen) und vor allem wenig Milben haben. Mit solchen Vorrausetzungen sollten sie sicher über jeden Winter kommen!

Varroabehandlung (Flächendeckend!): 

Wie bei den letzten Hocks besprochen stehen uns verschiedenste Wirkstoffe mit entsprechender Methode zur Verfügung. Hier meine ich, „einige Wege führen nach Rom“!

Je früher die Hauptentmilbung erfolgt, je geringer der Varroabefall, desto „gesünder/vitaler“ ist in der Regel das bestehende Bienenvolk.

Es gibt nun mal kein für alle Imker passendes Patentrezept zur Varroabehandlung. Je nach Beute (Wabenformat), Wirtschaftsweise, Standort, Vorliebe und Erfahrungen des Imkers, Behandlungszeitpunkt, usw. wird sich dieser für einen Wirkstoff und entsprechender Behandlungsstrategie entscheiden. Ich möchte hier nicht im speziellen auf die verschiedenen Behandlungsmethoden und Wirkungsweisen der einzelnen Wirkstoffe eingehen, dies wurde schon von Martin beim Juli Imkerhock getan – dafür sei ihm nochmals recht herzlich gedankt!

Es gilt:

1. Bei den notwendigen Behandlungen im Sommer/Spätsommer kommt es nicht darauf an, wie viele Milben fallen, sondern wie viele Milben im Volk verbleiben und sich dort weiter vermehren. Diese Behandlungen müssen „sitzen“!

2. Auch bzw. gerade nach diesen Behandlungen sollte der natürliche Milben(ab)fall immer wieder durch Gemülldiagnosen erfasst werden. Wer beobachtet weiß Bescheid und ist vor Überraschungen geschützt.

Ameisensäure wirkt in die verdeckelte Brut! Die in der Brut getöteten Milben fallen erst, wenn die behandelte Brut schlüpft. Der durch eine Ameisensäurebehandlung ausgelöste Milbenfall hält nach Abschluss der Behandlung fast 14 Tage an. Erst danach stellt sich wieder natürlicher Milbenfall ein! Dies gilt es bei der Kontrolle des Behandlungserfolges zu beachten, wenn diese über die Gemülldiagnose erfolgt, mit der der natürliche Milbenfall vor der Behandlung mit dem natürlichen Milbenfall nach der Behandlung verglichen wird!

Der Vergleich des natürlichen Milbenfalls nach der ersten Augustbehandlung mit dem vor der ersten Augustbehandlung dient als Gradmesser für den Behandlungserfolg der Augustbehandlung und als Orientierung wie gut die anstehende Behandlung wirken muss.

Gemülldiagnose: 

Gemülldiagnose oder Gemülluntersuchung bezeichnen wir Imker die Auswertung des Gemülls (Abfalls) in einem Bienenstock.

Gemüll ist die Gesamtheit des in einem Bienenvolk anfallenden Abfalls. Es besteht überwiegend aus dem Material von abgeschroteten Waben und abgenagten Zelldeckeln, das zum Beispiel beim Öffnen von Futterzellen und beim Schlupf von Bienen anfällt. Im Gemüll sind auch Futterkristalle, Pollenreste, Kot von Wachsmotten, Teile von erkrankter und abgestorbener Brut (wie Kalkbrutmumien), tote Bienen und Varroamilben zu finden. Die Gemülldiagnose gibt Aufschluss über den Zustand und die Stärke eines Bienenvolkes. Die Ermittlung des natürlichen Varroamilbenabfalls dient zur Abschätzung seines Befallsgrades. (Quelle: http://www.immelieb.de/imker-praxis/glossar-und-fachbegriffe/)

Abb.: Gemüll auf einer Stockwindel

Formel zur Befallsgradeinschätzung (Quelle: AGES)

Natürlicher Varroatotenabfall/Tag x Umrechnungsfaktor

Bitte beachtet den unterschiedlichen Umrechnungsfaktor je nach Jahreszeit!

Umrechnungsfaktor April bis September:
bei Wirtschaftsvölkern mit viel Brut = 300

Umrechnungsfaktor Oktober bis März:
bei Wirtschaftsvölkern mit wenig bis keiner Brut = 300 – 500

Laut Prof. Liebig soll sich der natürliche Milbenabfall im September und Oktober deutlich unter 5 Milben am Tag bewegen! Ansonsten erneute Varroabehandlung. Die Gemülldiagnose zeigt uns auch wo das Bienenvolk „sitzt“. Beispielsweise vorne, nahe am Flugloch oder eher fluglochfern.

Auffütterung:

Neben den unterschiedlichen  Futtermittel die uns zu Verfügung stehen gilt es natürlich die angemessene Menge an Futter zu verabreichen. Damit das Bienenvolk während des Winters bis hin zur „Durchlenzung“ im Frühling, gut über die Runden kommt.

Ich bin ein Verfechter des langsamen und in kleinen Mengen Einfütterns. Meine Erfahrung dabei ist, dass die Bienenvölker das Winterfutter besser verarbeiten. Dabei verabreiche ich vor der Hauptentmilbung 3-4 Liter Sirup und versuche in weiterer Folge mehrere kleine Mengen zu Verabreichung. Durch die anfänglich dosierte Futtergabe hat die Bienenkönigin ausreichend Platz zum Legen. Anfängliches „Zuschütten“ bewirkt eine Einengung des Brutnestes.

Füttern von Wirtschafts-  und Jungvölkern (Ablegern):

Um eine unterbruchslose Jungvolkentwicklung zu gewährleisten sollte bei Ablegern / Kehrschwärmen nebst der gegebenen „Starthilfe“, der vom Jungvolk benötigte „Futterfluß“ durch den Imker, nie völlig versiegen! Lediglich heuer war während der Honigtautracht kein zufüttern nötig.

Winterfutterbedarf
Heuer bedingt durch etwas verbliebenen Honig – weniger.

Wirtschaftsvölker je nach Standort (warm/kalt), ob 1 oder 2-zargig:
10-16kg Zucker = ca. 14 – 20 Liter Sirup

Jungvölker/Ableger je nach dem ob früher/später gemacht:
8-10kg Zucker = ca. 10 – 15 Liter Sirup

Generell kann sicher gesagt werden, dass unsere Bienen, egal ob Wirtschaftsvölker oder Jungvölker heuer deutlich bessern „da Stehen“ als im Vergleichszeitraum des Vorjahres! Dies ist einerseits der guten Entwicklung – Honigtautracht (viel Honig und weniger Brutumsatz) – und dem damit einhergegangenem guten Frühsommerwetter -> dadurch einem geringeren „Varroadruck“, zu verdanken. Andererseits auch dem Umstand das im letzten Winter viele Bienenvölker samt Milben den Winter nicht überstanden haben -> Ausgangslage im Frühjahr = geringere Bienen- und somit auch Varroadichte!

Mit dieser letzten Betrachtung/Beurteilung möchte ich schließen und wünsche allen „Urlaubern“ noch schöne erholsame Tage und natürlich uns allen viel Spaß beim Milben zählen :-)!

Ich verbleibe mit imkerlichen Gruß,
Peter