Monatsbetrachtung Mai und Juni 2017

Es liegt nun mal in der Natur der Sache dass sich jedes „Geschöpf“ dieser Erde reproduzieren möchte, und so ist es natürlich auch, in den Monaten Mai wenn alles im Überfluss blüht und Juni, bei den Bienen.

Der/Die Ertragsimker/in mit großer Völkerzahl wird durch Selektion und Zuchtauslese weiterhin versuchen den Vermehrungstrieb wegzuzüchten. Durch eine steuernde Wirtschaftsweise wird er die Entwicklung seiner Bienen so lenken, das seine Bienenvölker nicht Schwärmen. Natürlich wünscht sich auch der Hobbyimker/In dass seine Völker nicht Schwärmen und ihre „geballte Kraft“ sich nicht in zwei oder mehrere Teile verflüchtigt. Trotzdem wird es beiden trotz Steuerung und diverser „Lenkmanöver“ kaum gelingen ohne „Schwärmerei“ über die „Schwarmperiode“ (Anfang Mai – Ende Juni) zu kommen.
Und wie ich finde, ist es gut so!

Durch zusammenspielende Auslöser wie:

  • durch Platznot, sei es das die Königin im Brutraum keine freien Zellen um Eier zu legen vorfindet (Überschuss an Futtersaft / Gelee Royalstau) oder stetig schlüpfende Bienen die für eine „Enge“ im Stock sorgen, oder kein Platz mehr für den gesammelten Nektar da ist,
  • durch eine Schlechtwetterperiode und somit arbeitslose Flugbienen,
  • durch eine in die „Jahre“ gekommene Königin,
  • durch „erhöhte“ Temperatur, Bienenbeute steht an der prallen Sonne,
  • durch genetische Faktoren erhöhter Schwarmtrieb,
  • durch mangelnde Möglichkeit zu Bauen,
  • durch ein nach der „Blütentracht“ mangelndes Trachtangebot
  • und andere …

erwacht in unseren Bienenvölkern der Schwarmtrieb. Die Königin wird nicht mehr mit Gelee Royal versorgt, (damit wird sie wieder „Flugtauglich“ gemacht) es folgt ein Rückgang ihrer Pheromonabgabe es entsteht eine Disharmonie im Volk und es werden Weisel/Schwarmzellen angezogen. Die Kippkontrolle gibt dabei einen schnellen Einblick in ein Bienenvolk um dessen Schwarmbereitschaft zu kontrollieren.

Ignorierte Mittelwände und/oder nur halb ausgebaute Baurahmen, somit ein erloschener Bau- und Sammeltrieb sind Indizien die für einen aufkeimenden Schwarmtrieb sprechen. Werden In einem Volk schon Weiselzellen (Schwarmzellen) gepflegt ist es nur durch drastische Maßnahmen vom Vorhaben des Schwärmen abzubringen. Das Ausbrechen aller Schwarmzellen mit konsequenter Nachkontrolle und andere komplexe Handlungsschritte führen nur noch bedingt zum Erfolg.

Dem/Der Jungimker/in rate ich dann: „Lass sie doch macha, und richt scho mol die Löatara und Schwarmkista herra!

Das Naturschauspiel des Schwärmen fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue, neben ein wenig Ärger ist doch auch immer ein großes Stück Freude über einen dann doch gefangenen Schwarm dabei.


Foto 1: Vorschwarm ca. 3 kg am 18.05.2016, auf einem

Fichtenast an meinem Heimbienenstand in Hohenems

Ein Schwarm im Mai = ein Fuder Heu,
kein Schwarm im Mai = der Fuder zwei.


Foto 2: Vorschwarm im Apfelbaum bei meinem Bruder Kurt / Mai 2015

Über das Einfangen (Schöpfen) eines Bieneschwarm könnte man Bücher Schreiben. Ich möchte nur so viel sagen, kein Schwarm ist es Wert sich in große Gefahr zu begeben! Der BZV- Hohenems beheimatet einige „ausgefuchste Schwarmfänger“, die alle möglichen Tricks kennen, die jedem Vereinskollegen/innen bei schwierigen „Fällen“ gerne behilflich sind (WhatsApp-Gruppe).

Mein persönlicher Schwarm-Tipp nach erfolgtem Schöpfen; vorausgesetzt der/die Imker/In weiß welches Volk geschwärmt hat! Stelle das abgeschwärmte Muttervolk (Schwärmer) an einen anderen Stellplatz auf deinem Bienenstand, und logiere den eingefangenen Schwarm an derselben Stelle (wo das abgeschwärmte Volk stand) auf einer ganzen Beute mit Mittelwänden ein.

Was geschieht dabei?

Es werden noch alle verbliebenen Flugbienen des „Schwärmers“ zu deinem frisch einlogierten Schwarm fliegen und diesen verstärken. Reichliche Futtergabe (mind. 10 Liter Zuckerwasser 3:2) und eine legende Königin (Vorschwarm) lassen ihn schnell zu einem schlagkräftigen Bienenvolk erstarken und alle Mittelwände ausbauen. Dieser Schwarm kann dir im selben Jahr bei einer möglichen Waldtracht noch Ertrag in Form von Honig bringen. Der zweite positive Effekt schaut so aus, der Schwärmer wird dir mit Sicherheit keinen Nachschwarm mehr bieten. Er hat keine Flugbienen mehr die Schwärmen könnten.

Es gilt also „Prophylaxe“ Vorbeugen ist besser als Einfangen 🙂 zu betreiben, so das der Schwarmtrieb gar nicht erst aufkommt!

Schwarmvorbeugung oder Verhinderung

Maßnahmen dass der Schwarmtrieb gar nicht erst erwacht sind,

  • Zeit- und Witterungsgerechte Erweiterungsschritte / Bauangebote setzen, Mittelwände und Drohnenrahmen einhängen sowie Honigraum aufsetzen,
  • geeignete Standortwahl (Halbschatten, Pultständer, Hütte),
  • Drohnenrahmen ausschneiden (Varroareduktion und erneutes Bauangebot).

Mein persönlicher Tipp (Lenkmanöver) zur Schwarmverhinderung ist das Verstellen oder Umstellen der Beuten!

An nahezu jedem Bienenstand mit mehreren Bienenvölkern wird die Volksstärke jedes einzelnen Volkes von dem des Nachbarvolkes mehr oder weniger abweichen. Große Abweichungen können jetzt, wenn nicht schon vorher gemacht, ganz einfach ausgeglichen werden. Neigt ein Volk zum Schwärmen oder ist es „überstark“ kann es ganz einfach mit einem schwächeren „Nachzügler“ vertauscht werden (Standortaustausch). So verlagere ich die ganzen Flugbienen des starken Volkes zum Nachzügler. Dies mache ich am besten, abends wen der Bienenflug eingestellt ist.

Was geschieht dabei?

Der Nachzügler kriegt vom starken mitunter schon schwarmstimmigen Volk die ganzen Flugbienen ab, dieser Nachzügler wird einen großen Schritt nach vorne machen (Erweiterungsschritte müssen folgen). Im Gegensatz fehlen dem schwarmgeneigten Volk die Flugbienen um zu schwärmen! Dieser wird sich überlegen müssen ob er überhaupt noch schwärmen kann.

Als weitere Möglichkeit Schwärme zu verhindern gibt es die Möglichkeit des sanften Schröpfens.

Nach dem Abblühen der Frühjahrsblüte (je nach Wetter – Mitte bis Ende Mai) und der so entstandenen Trachtlücke ist nun der erste sehr gute Zeitpunkt, Ableger zu bilden!

  • Durch Entnahme von 2 – 3 Brutwaben (schlüpfende Brut aber auch noch sehr junge Brut – frühes Larvenstadium) aus einem oder zwei überstarken Völkern, und unter Beigabe einer Mittelwand und Futterwabe, können so Brutableger gebildet werden. Im Ablegerkasten mit einer Futtertasche versehen, wird dieser Ableger nach Möglichkeit mind. 2 km vom bisherigen Standort verbracht. Mit sehr engem Flugloch (zwei Bienen breit) aufgestellt. Nach 12-13 Tagen sollte eine selbstgezogene Königin schlüpfen nach weiteren 2-3 Wochen Wartezeit sollte die junge Königin in Eilage sein. Eine Varroabehandlung (vor Verdeckelung der Brut) versteht sich von selbst! Diese Methode ist wohl die einfachste Art und Weise seinen Bienenbestand zu erweitern.
  • Große, vor dem Flugloch vorsitzende „Bienenbärte“ ermuntern mich jedes Jahr, wenn schon begattete Jungköniginnen zur Verfügung stehen sogenannte „Kehrschwärme“ Feglinge zu bilden und so ein „Schröpfen“ vorzunehmen. Aus einem oder zwei überstarken Völkern, werden Bienen aus dem Brut- und Honigraum in eine Kehrschwarmkiste abgekehrt.
    Dabei gilt es bei den zu schröpfenden Bienenvölkern vorab die Königin zu finden, um diese nicht mit abzukehren! So können jetzt Mitte bis Ende Mai, Kehrschwärme mit 1.5 – 2 kg erstellt werden. Diese kommen für mind. 3 Tage mit einer jungen begatteten Königin (gekäfigt) in den kühlen Keller. Am nächsten Abend wird der Kehrschwarm, wiederum an einem anderen Standort, auf Mittelwänden eingeschlagen. Durch die im Keller entstandene Freundschaft und in Folge das „ausfressen“ lassen der zugesetzten Königin wird diese Jungkönigin, im Ablegerkasten sofort mit der Eiablage beginnen. Regelmäßige Fütterung als „Starthilfe“ für die nächsten Tage, und eine zeitnahe Varroabehandlung (vor Verdeckelung der Brut) versteht sich von selbst!

Diese zwei kurz erläuterten Methoden zur Schwarmverhinderung können wir beim nächsten Hock mit Tiefgang besprechen. Ich bitte euch unsere Hocks als Frageforum an unsere erfahrenen Imker/Innen zu nutzen!

Bildet Ableger! Sie sind die „Rennpferde“ im nächsten Jahr und Rückgrat jeder Imkerei!

Wer über mehr als 6 bis 8 starke Bienenvölker verfügt kann mit einem Sammelbrutableger natürlich auch seine eigenen Königinnen ziehen.

War der Mai mild und die Bienen fanden gute Entwicklungsbedingungen vor, kann in manchen Jahren, von starken Bienenvölkern einige verdeckelten Blütenhonigwaben entnommen und geschleudert werden.
Heuer natürlich/leider nicht! Im Gegenteil!

Bitte gebt gerade in der trachtlosen Zeit auf genügend Futtervorrat in den Bienenvölkern acht! Denn die bestehende Bienenbrut und die geschlüpften Bienen wollen versorgt sein! Dabei ist gerade auf starke Bienenvölker zu achten (große Population = viele Fresser), sie sind immer die ersten die Hunger leiden und auf „Sparmodus“ schalten. Durch zugehängte Futterwaben (falls vorhanden) oder aber auch eine Futterteiggabe mittels eines untergeschobenen Tellers oder Kunststoffdeckel mit Futterteig kann diese und andere Durststrecke überbrückt werden!

Kein Flüssigfutter bei aufgesetztem Honigraum! Meine Erfahrung sagt mir das erneute Kälteperioden, Ende Mai und Anfangs Juni (Schaffskälte) keine Seltenheit sind und ein zu voller Größe erstarktes Volk zu Fall („Herabfall“ vor Hunger) bringen kann! Auf Futtervorrat achten!

Hierbei sei dir lieber Martin für dein E-Mail im April und deinen Hinweis auf eventuelle Futterknappheit gedankt!

Im Mai und Juni gilt es neben der Schwarmverhinderung und Ablegerbildung natürlich großes Augenmerk auf mögliche, weitere „Trachtangebote“ der Natur zu richten. Der/Die „sportliche“ Wanderimker/In wird sich schon zu Jahresbeginn eine „Ertragsstrategie“ zu Recht gelegt haben. Mit den Bienen Wandern, ins Gebirge (Alpenflora), zu einer gut beobachteten „Waldtracht“ – Fichte oder Tanne? Mann / Frau will ja doch ein wenig Honig ernten. Für „Standimker/Innen“ in unseren „Breiten“ die mit ihrem Bienenstand vielleicht noch in Waldnähe stehen und mit ihren Bienen zu Hause bleiben beginnt das Hoffen auf Honigtau.,

Zum Thema Waldtracht und Honigtauerzeuger möchte ich euch bei einem der nächsten Hocks, die bienenwirtschaftlich wichtigsten Honigtauerzeuger, Anhand einer kurzen Präsentation näher bringen. Mit der Hoffnung auf besseres Wetter und nicht zu viele Schwärme, möchte ich den Ausblick und die Betrachtung auf den Mai und Juni schließen und freue mich auf jegliche ernstgemeinte Kritik.

Mit Imkergruß,
euer Peter